Mein erster Bonsai, mein erster Schützling....
vor etwa zwei Jahren habe ich von einem Freund einen, schon sehr kahlen, Ficus ginseng bekommen, den er mal bei IKEA erworben hat. Eigentlich sind ja die Pflanzen von IKEA nicht für die Ewigkeit geschaffen (zumindest sind das meine bisherigen Erfahrungen).
Das Bäumchen war zu diesem Zeitpunkt etwa 2 Jahre alt. Von Woche zu Woche verlor er immer mehr Blätter. Ab und an bekam er mal ein neues, jedoch schaffte er es nicht mehr ganz, bis er dann so aussah:
Anfang April 2012 hatte ich dann endgültig genug und wollte einen letzten Versuch starten ihn zu retten.
Ich durchstöberte also dutzende Foren. Und so machte ich mich dann mit neu erlernten Wissen ans Werk:
10.04.12
1. Die Pflanze brauchte dringend neue bzw. mehr Nährstoffe. Also Pflanze vorsichtig aus dem Topf nehmen, die Erde sanft von der Pflanze entfernen. Man muss sehr vorsichtig mit den Wurzeln sein, um sie nicht in Mengen abzureißen und abzubrechen. Anschließend habe ich nur einen geringen Wurzelschnitt durchgeführt. Da die Pflanze schon geschwächt genug war, wollte ich sie nicht unnötig weiter belasten. Der Wurzelschnitt dient dazu, die jungen, feinen Wurzeln etwas einzukürzen um das Dickenwachstum anzuregen und kranke bzw. vergammelte Wurzeln zu entfernen.
2. Wenn die Erde komplett entfernt ist, ist ein neuer Pflanzenkübel oder im Falle des Bonsai, eine Bonsaischale notwendig. Da ich noch nicht so gut mit der "Kunst" der Bonsaipflege vertraut war, entschied ich mich für diese flache Pflanzen"schale". (siehe 2. Bild oben)
3. Richtige Bonsaischalen haben bereits auf der Unterseite Abflusslöcher, damit das überschüssige Gießwasser ablaufen kann, und die Wurzeln von unten ebenfalls mit Sauerstoff versorgt werden können.
Sollte die erworbene Schale keine Löcher haben, so wie meine, dann sollten so ungefähr 2-4 Löcher hineingebohrt werden.
Die Pflanzen bündeln ihre Wachstumsenergie vor allem auf die Baumkrone und das Höhenwachstum, wenn der Wurzelballen nicht übermäßig viel Platz hat. Daher sollte darauf geachtet werden, dass die Schale oder der Pflanzenkübel nicht zu groß sind, da sonst die Pflanzen sich erst auf die Wurzelentwicklung konzentrieren und die Entwicklung des oberirdischen Baumteils erst an 2. Stelle steht.
4. Die Löcher werden mit einem Gitter abgedeckt, damit die Erde etc. nicht dauernd rausgespült wird.
5. Ich habe als unterste Schicht in der Schale, eine etwa 1 cm tiefe Schicht Kies eingelegt, um die Gefahr der Staunässe noch mehr einzudämmen.
6. Nun wird endlich eine Schicht Erde hinein gegeben. Ich habe damals einfache Blumenerde, vermischt mit Komposterde und etwas Gartenerde, verwendet. dann wird der Baum hineingesetzt. Man sollte ihn nicht einfach rein drücken, um eine feste Postion zu sichern, sondern leicht aufsetzen und dann soviel Erde hineingeben, bis der Topf/Schale voll ist und die Wurzeln vollständig bedeckt sind.
7. Die Erde leicht andrücken. Wer Angst hat, dass der Bonsai nicht genügend Halt hat, kann ihn auch leicht über die Abflusslöcher festdrahten. Dazu gibt es speziellen Pflanzen- bzw. Bonsaidraht. Dieser wird leicht um den Wurzelballen gelegt und an der Unterseite des Topfes/Schale durch die Löcher gefädelt und festgemacht.
8. Jetzt wird die Erde gut gewässert. Die Erde sollte einmal schön nass sein, damit sich der Kies mit Wasser füllen kann und einen leichten Wasserspeicher bildet, genauso wie die Erde. Nach und nach wird durch das Gießen die Erde etwas absacken, wenn keine weitere Veränderung auftritt, kann ruhig etwas Erde nachgeschüttet werden.
9. Als letzten Schritt habe ich den Baum etwas an den Ästen beschnitten und alte, vertrocknete Triebe entfernt. (siehe Bild 2 oben)
Und siehe da:
21.02.2013
16.06.2013
Jetzt etwas mehr als 1 Jahr später, ist er kaum wieder zu erkennen. Er hat wieder eine relativ kräftige Krone bekommen. Und dank der Sonne, die sich jetzt endlich wieder mehr zeigt, bekommt er immer mehr Blätter.
Wichtig ist:
Standort: Der Ficus ginseng braucht viel Licht, dann fühlt er sich am Wohlsten. Er kommt auch mit einer geringen Lichtquelle aus, jedoch bildet er dann nicht so viele und schöne Blätter. Es stört ihn auch nicht, wenn er nach und nach dran gewöhnt wird, täglich auch etwas direkte Sonne ab zu bekommen.
Gießen: Da Bonsai keine tiefen Erdschichten haben, in denen sich Wasser sammelt, muss ca. alle 2 Tage gegossen werden, jedoch nicht literweise mit der Kanne. Die Erde sollte immer leicht feucht gehalten werden, aber nicht klitsch nass. Am Besten hierzu eignet sich eine spezielle Gießbrause. Sie lässt nur wenig Wasser durch mehrere kleine Öffnungen hindurch, so dass es wirkt als würde es leicht regnen. Dies führt dazu, dass die Erde nicht zu doll weggeschwämmt wird und die Wurzeln freilegt.
Düngen: Ein Bonsai hat nur einen geringen Nährstoffzugang, also sollte im Sommer etwa alle 2-3 Wochen mit einem Bonsaidünger gedüngt werden. Im Winter kann man darauf verzichten. Während dieser Zeit sollte der Baum auch nicht mehr zu viel gegossen werden.
25.06.2013